11.10.2024

Vortragsabend mit Vince Ebert zum Thema „Lichtblick statt Blackout“

v.l.: Fritz Georg Rincker, Jürgen Timm, Vince Ebert und Sascha Drechsel; Foto: Unternehmerverband Mittelhessen / Franz Ewert

Unternehmerverband Mittelhessen fordert Entbürokratisierung und bezahlbare Energiepreise zur Entlastung der Industrie

Bei schönem Wetter konnte der Unternehmerverband Mittelhessen mehr als 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung zu seinem jährlichen Vortragsabend in der Kulturscheune Herborn begrüßen. Fritz Georg Rincker, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, eröffnete die Veranstaltung und hieß die zahlreichen Besucherinnen und Besucher herzlich willkommen. Besonders hob er die Anwesenheit des Kabarettisten Vince Ebert hervor, der als Referent des Abends gewonnen werden konnte. Bevor Ebert das Wort übernahm, ging Rincker in seiner Ansprache auf aktuelle politische Herausforderungen ein, die derzeit die heimischen Unternehmen belasten. Er thematisierte die unverhältnismäßig hohen Strompreise, die zunehmende Bürokratie sowie die steigenden Sozialabgaben. Diese Belastungen würden viele Unternehmen an ihre Grenzen bringen und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie weiter einschränken.

Der stellvertretende Vorsitzende erläuterte: „Die horrenden Strompreise sind bereits jetzt für unsere energieintensive Industrie existenzbedrohend, gerade im Hinblick auf die internationale Konkurrenz. Die Klimaschutzpolitik darf nicht weiter zu Lasten unserer Wirtschaftsleistung und unserer Wettbewerbsfähigkeit gehen. Europaweit liegen wir auf Platz 4, weltweit auf Platz 5 bei den Strompreisen – das ist so nicht mehr tragbar. Statt sich über mehr Ökostrom zu freuen, sollte sich die Bundesregierung endlich um eine zukunftsorientierte Versorgungssicherheit und bezahlbare Energiepreise kümmern. Zumal die weitere Verschärfung der CO2-Reduktionsziele seitens der EU-Kommission schon vor der Türe steht. Bereits das aktuelle Ziel von 55% bis 2030 ist aus heutiger Sicht eine enorme Herausforderung. Eine Senkung um 90% bis 2040 zu 1990 wird nur durch den sukzessiven Abbau der Industrie umsetzbar sein und damit ein Ende unseres über viele Jahrzehnte erarbeiteten Wohlstands bedeuten.“

Rincker ergänzte: „Zusätzlich stellt die Bürokratie nach wie vor eine erhebliche Belastung für unsere heimischen Unternehmen dar. Immer wieder müssen wir betonen: Überzogene Vorschriften lähmen die Betriebe, rauben wertvolle Zeit und binden Arbeitskräfte, die dringend für andere Aufgaben benötigt werden. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen stoßen an ihre Grenzen, da sie nicht die Kapazitäten haben, um sich stundenlang mit Regelwerken wie dem Hinweisgeberschutzgesetz oder dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz auseinanderzusetzen. Weitere Hemmnisse sind die langwierigen Genehmigungsprozesse, die oft schleppende Bestätigung von Gutachten sowie die fehlende Anerkennung ausländischer Fachkräfte. Trotz der Bemühungen der Betriebe, in diesen Bereichen voranzukommen, stehen sie häufig vor unüberwindbaren Hürden. Hier fordern wir von der Politik endlich vom Reden zum aktiven Handeln zu kommen.

Anschließend referierte der Bestsellerautor Vince Ebert zum Thema „Lichtblick statt Blackout“. Er überzeugte die Anwesenden mit Humor und wissenschaftlichen Fakten davon, dass die menschliche Kreativität schon immer Probleme gelöst hat, die unlösbar schienen und wir auch in Bezug auf die Klimathematik genau darauf vertrauen sollten: „Wir haben ökonomische und ökologische Grundprinzipien durch Wunschdenken ersetzt, doch wenn wir die Welt wirklich verbessern wollen, müssen Entscheidungen auf Grundlage von Rationalität und klaren Statistiken getroffen werden, nicht auf Basis von Emotionen. Jetzt ist es wichtig, dass wir – so schwer uns der Schritt auch fällt – Fehler zugeben und unseren Tunnelblick aufbrechen.“ Der Physiker machte klar, dass uns nur eine ergebnisoffene Haltung seitens der Politik mit weniger Regelwerk und mehr Technologieoffenheit weiterbringen wird und keine von oben vorgeschriebenen, theoretischen Lösungswege. „Wir brauchen in diesem Land ein neues Denken. Es gibt zahlreiche schreckliche Szenarien über die Entwicklung dieser Welt, aber es gibt kein Szenario darüber, dass der Menschheit jemals die Ideen ausgehen werden.“

Wendel beschreibt weiter: „In Deutschland liegt die Erwerbsbeteiligung laut Informationen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) mit 77 Prozent über dem OECD-Durchschnitt von 69 Prozent. So weit, so gut. Allerdings lag die Zahl der Arbeitsstunden je Einwohner im erwerbsfähigen Alter im Jahr 2022 im OECD-Vergleich mit 1.031 geleistet Arbeitsstunden um fast 200 Stunden unter dem Länderdurchschnitt von 1.216. Das heißt, wir liegen im direkten, internationalen Ranking weit abgeschlagen hinter Neuseeland, Australien, Polen und den USA und schöpfen damit unser Potential bei weitem nicht aus. Und das obwohl unsere heimischen Unternehmen bereits ihr Möglichstes tun, um den Wünschen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Hilfe von Home-Office, flexiblen Arbeitszeiten und Vertrauensarbeitszeit entgegenzukommen. Was wir jetzt brauchen, um die Bemühungen der Betriebe zu unterstützen und unseren Wohlstand zu sichern ist definitiv keine 4-Tage-Woche mit weniger Arbeitsstunden und Lohnausgleich. Stattdessen benötigen wir wieder eine stärkere Wertschätzung von Arbeit und Leistung bei gleichzeitiger Reform des veralteten Arbeitszeitrechts. Hier muss endlich eine Angleichung an neue und flexible Formen der Arbeitszeitgestaltung erfolgen. Das bedeutet besonders eine Höchstarbeitszeit, die eine Arbeitswoche und nicht den Arbeitstag in den Fokus nimmt. So können Arbeitgeber gemeinsam mit Arbeitnehmern nach individuellen Lösungen suchen, die für beide Seiten akzeptabel sind und so das Arbeiten am Ende attraktiver gestalten.“

Ansprechperson

Janina Hill
Pressesprecherin & Online Kommunikation

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