Glocken- und Kunstgießerei Rincker GmbH & Co. KG, Sinn
Kunst- und Glockengießer in der 14. Generation
„Bei uns entstehen wunderschöne Dinge, die das Leben bereichern.“
(Fritz-Georg Rincker, Geschäftsführer)
Sinn. 14 Generationen Glockengießer: Während bei vielen familiengeführten Betrieben die Nachfolgeregel aus den eigenen Reihen großes Kopfzerbrechen beschert, gelingt es der Familie Rincker in Sinn seit mehr als 400 Jahren, den Betrieb von Generation zu Generation weiter zu führen. Glocken des traditionsreichen Hauses hängen in der Berliner Gedächtniskirche, im Hamburger Michel und neuerdings auch in China.
Meister Hans Rincker war nachweislich der erste, der 1590 offiziell einen eigenen Betrieb gründete. „Aber vermutlich haben wir schon vorher Glocken gegossen“, ist Fritz Georg Rincker überzeugt. Denn der Name war bereits im Mittelalter eine Berufsbezeichnung und wies auf Ringe, Ringgießer oder auch Rotgießer hin.
Heute leitet der Diplom-Kaufmann Europas älteste Glocken- und Kunstgießerei gemeinsam mit seinem Bruder und Glockenmeister Hanns Martin in der dreizehnten Generation. Fritz Georgs Sohn Christian hat die Ausbildung zum Metall- und Glockengießer bereits abgeschlossen und will nun ebenfalls seinen Meister machen, um die Tradition fortzuführen.
Bis heute werden die Glocken wie schon vor 1000 Jahren nach dem Lehm-Schablonen-Verfahren hergestellt. Die Berechnung der Schablonen zum Bau der Form bestimmt die Töne der Glocke und ist daher ein gut gehütetes Familiengeheimnis, das von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Glocken gießt man, anders als Kunstgussteile, nicht jeden Tag. Es ist ein Prozess, der über viele Wochen vorbereitet wird. Die Form wird mühevoll nach alter Kunst aus Lehm gestaltet, in einer Grube aufgebaut und mit Erde bedeckt. „Wenn schließlich die glühende Bronze in die Form fließt, ist das ein besonderer Moment, denn nur in der Stille können wir hören und mit den Füßen spüren, ob sich die Form richtig füllt“, erläutert Fritz Georg Rincker.
Er ist zuversichtlich, dass man sein Handwerk auch in Zukunft noch braucht: „In unserer alten, Ruß geschwärzten Gießerei entstehen wunderschöne Dinge, die man nicht zum Leben benötigt, die das Leben aber definitiv bereichern und unsere Kunden wissen Kunst und Können zu schätzen.“ Zu diesen Kunden zählt unter anderem ein belgischer Unternehmer, der ein besonders beeindruckendes Kunstwerk in Auftrag gab: Einen gut 13 Meter hohen Brunnen, der aus 13 Öffnungen Wasser speit, und nun in Antwerpen das Firmengelände des Kunstmäzens verschönert. Über ein halbes Jahr dauerten die Arbeiten daran, vom Modellbau und dem Vorbereiten der Formen bis zum Patinieren. Bei über 10 Tonnen benötigter Bronze zu groß für einen einzigen Guss, wurde der Brunnen in fast 150 Einzelteilen hergestellt und dann Stück für Stück verschweißt.
Die Pflege solcher Kunstwerke hat sich neben der Wartung der Glocken zu einem wichtigen Betriebszweig von Rincker entwickelt. „Wir bereiten immer öfter Skulpturen und Modelle aus Bronze für Kommunen auf, weil viele gar nicht mehr wissen, wie man so etwas pflegt“, stellt der Unternehmer fest. Bereits sein Großvater begann als erster damit, den Kunden - damals vor allem für die Glocken - Wartungsarbeiten anzubieten. Dabei wird der komplette Glockenstuhl überprüft und gegebenenfalls repariert, vom Klöppel und seiner Aufhängung bis zur elektronischen Steuerung, die inzwischen sogar per Handy-App funktioniert.
Zudem wurde die seit 1819 bestehende Hamburger Turmuhrenfirma W. Iversen, Dimier & Cie. aus einer Insolvenz heraus übernommen, was das Angebot neben der eigenen Schlosserei und Schreinerei perfekt ergänzt. Aktuell bestehen mit Kirchgemeinden und kommunalen Trägern für Glocken, Läute-Anlagen und Turmuhren sowie in steigender Zahl auch für Kunstgussobjekte über 3500 Verträge. Die Außendienstmitarbeiter sind oft in der ganzen Welt unterwegs, arbeiten in südamerikanischen, christlichen Kirchen ebenso wie in indischen Hindu-Tempeln. Etwa die Hälfte des Umsatzes wird über Wartung und Instandhaltung erzielt.
„Tendenz steigend“, betont Rincker. Diese Entwicklung macht ihn zuversichtlich, dass sein Sohn einmal die Glockengießerei in eine nächste Generation weiterführen kann, auch wenn die Herausforderung groß ist. Der Unternehmer: „Wir haben tolle Mitarbeiter, die mit Herz-blut bei der Sache sind, aber steigende Kosten, insbesondere bei der Energie, immer mehr Auflagen und Verordnungen, bei denen man kaum noch mitkommt und dazu der zunehmende Fachkräftemangel können einem das Leben schon schwer machen –Aber was ist das alles ge-gen die Herausforderungen unserer Vorfahren, die die Pest und viele furchtbare Kriege über-stehen mussten.“